Blick in den Kasten: Scammel Pioneer von Wespe

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Heinz Peters
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Blick in den Kasten: Scammel Pioneer von Wespe

Beitrag von Heinz Peters »

Herzlichen Dank an Heinz Peters für die Gastbesprechung.

WES87105 Scammel Pioneer 6x4 Recovery Vehicle
(Anmerkung des Hausmeisters: Natürlich meint Wespe die Firma Scammell und ist es nun ein Tractor Heavy Breakdown 6 x 4 Scammell Pioneer SV1S oder SV2S?)

UVP: EUR 20,-

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Hallo allerseits,

ich möchte hier in zwei Beiträgen zwei Modelle vorstellen, die nicht unbedingt ganz neu sein müssen, aber wegen ihrer Exzellenz unbedingt beschrieben werden sollten.

Das eine Modell gibt es schon recht lange, wurde aber hier noch nicht beschrieben. Das zweite Modell muß noch recht neu sein, da ich erst dieser Tage in Ebay zufällig darauf gestoßen bin und ich es dann auch erstmalig auf der Homepage des Herstellers gesehen habe. Ja gut, ich suche diese Homepage auch nicht jede Woche auf.

Es handelt sich in beiden Fällen um Wespe-Modelle. Nun ist das mit den Wespe-Modellen ja so eine Sache! Da gibt es sehr viel Schatten und auch helles Licht, wobei die Tendenz aber eher der Energieersparnis zugewandt ist! Normalerweise kaufe ich ein Wespe-Modell erst, wenn ich den Bausatz vorher in Augenschein nehmen konnte!

Aber, was Recht ist, muß auch Recht bleiben, der rumänische Hersteller Wespe-Models produziert auch eine Reihe qualitativ sehr guter Modelle. Ich habe z.B. schon seit längerem meine helle Freude an einigen Modellen nach italienischem Vorbild aus der Zeit des 2. WK, welche im Afrikafeldzug von den Italienern eingesetzt wurden. Die Gußqualität aller Modelle, die ich besitzte - und das sind schon ein paar mehr – ist ausgezeichnet, weitweitestgehend blasenfrei! Offensichtlich arbeitet Wespe mit verschiedenen Masterbauern zusammen und von deren Arbeitsqualität hängt dann natürlich am Ende auch die Qualität des produzierten Modells ab, - was dann ebenso offensichtlich zu – ich sag' mal – nicht unbedeutenden Qualitätsschwankungen führt.

Im Falle der hier zu beschreibenden Modelle habe ich vorher zahlreiche Modellfotos im Netz betrachtet und mich dann zum Kauf entschlossen, ohne vorherige Inaugenscheinnahme, - die Qualität schien gut zu sein. Ich wurde nicht nur nicht enttäuscht!

Das erste Bausatz-Modell, welches ich hier vorstellen möchte, ist das britische 'Scammel Pioneer 6x4 Recovery Vehicle', Art.-Nr. WES87105, zum Preis von EUR 20,00 (beim Hersteller). Das Modell ist auch fertig gebaut zu einem, relativ gesehen, unbedeutend höheren Preis beim Hersteller zu erwerben.

Der Bausatz besteht aus einer großen Zahl bereits versäuberter, teils höchst filigraner Einzelteile, also nix für Anfänger, Schnellbauer und Ungeduldige. Die Gußqualität ist ausgezeichnet, ich habe nicht eine einzige Blase gefunden im gesamten Bausatz. Fischhaut gibt es so gut wie gar nicht.

Was nun die Qualität der Nachbildung betrifft, da gibt's zwei Punkte, die mir nicht gefallen:
Die Sitze im Fahrerhaus sind m.E. deutlich zu klein und das Reifenprofil gefällt mir nicht. Das war's auch schon.

Alles andere löst bei mir wirklich nur Begeisterung aus:
  • eine sehr filigrane Motornachbildung, bis hin zur Darstellung der Druckleitungen von der Einspritzpumpe zu den Zylindern. Die Seiten der Motorhaube bleiben offen,
  • eine exzellente Darstellung der Holzstruktur der hinteren Aufbauten,
  • eine liebevolle Darstellung mehrerer, zusammengerollter Abdeckplanen,
  • eine sehr fein detaillierte Darstellung der Seilwinde des Krans und natürlich auch des Krans selber. Der Kranarm ist nicht ausziehbar, was aber dem geübten Modellbauer auf Wunsch kein Problem bedeuten sollte,
  • eine hochdetaillierte Nachbildung der sehr ungewöhnlichen Fahrgestellkonstruktion!!! Das ist eine detaillierte Nachbildung, wie wir sie sonst nur von größeren Maßstäben, also von 1:72 an aufwärts, als selbstverständlich kennen. Das ist natürlich 'was für meines Vaters Sohn, oder anders gesagt, für mich als Unterseitenfeteschisten! Und der Nachbildung dieser komplizierten Chassisausführung ist sogar noch das Potential zur nachträglichen beweglichen Darstellung impliziert! Hurra! Drehende Räder sind selbstverständlich bausatzseitig vorgesehen, allerdings "nur" mit vorbildwidrig durchgehenden Achsdrähten. Entsprechendes Achsmaterial liegt bei. Aber, wie schon angedeutet, das geht auch anders,
  • sehr filigran gestaltete Streben in der mehrteiligen Frontscheibe,
  • geätztes Gitter für den Staukasten seitlich rechts unterhalb des Fahrerhauses.
Die Maßstäblichkeit habe ich nicht nachgeprüft. Das ist anhand der Einzelteile noch nicht möglich und somit einem späteren Zeitpunkt, nach dem Zusammenbau vorbehalten.(Anmerkung des HM: Gerade die Maßstäblichkeit ist aber eines der Wespe-Probleme. Zumindest Radstände sollten auch im Urzustand möglich sein.)

Der Bauplan ist grundsätzlich völlig ausreichend und als Handskizzen ausgeführt, alle Teile sind nummeriert. Man sollte sich allerdings nicht dadurch verwirren lassen, daß mehrere Teile in der Zeichnung anders aussehen, als die Bauteile des Bausatzes. Manche Einzelteile sind auch bereits zusammen abgegossen worden, die in der Zeichnung noch einzeln dargestellt werden.

Die Innenseite des Fahrerhauses bedarf m.E. aber noch der nachträglichen Gestaltung, da sie gut einsehbar ist und dem Bausatz, außer einem Lenkrad und drei, wie bereits erwähnt, viel zu kleine Sitze, keine weiteren Teile beiliegen. Auch der Bauplan äußert sich nicht hierzu. Hier ist also Recherche angesagt.

Ich habe im Jahr 2007 in England in der "War and Peace Show" einige Fahrzeuge dieser Basis-Baureihe, allerdings in der späteren Ausführung 6x6, auf einer höchst schwierigen Geländestrecke im Wettbewerb bewundern können. Diese Strecke war wohl speziell für diese Fahrzeuge ausgelegt, weil da kaum ein anderer Gelände-LKW durchgekommen wäre, zum einen wegen der engen Kurven, zum anderen wegen der erforderlichen Achsverschränkung. "Normale" 3-Achs-Gelände-LKW, auch MAN Kat I, hätten dort wohl ständig mit mehreren Rädern in der Luft gehangen, so daß dort ohne Differentialsperren ohnehin kein Weiterkommen möglich gewesen wäre. Nicht so bei diesen Scammels, - die hielten permanent alle Räder am Boden. Konstruktionsbedingt ist die Möglichkeit der "Achs"-Verschränkung bei diesen Fahrzeugen exorbitant, eben weil sie hinten keine durchgehenden Achsen haben! Mit anderen Worten, ich war begeistert von diesen Fahrzeugen und genauso begeistert bin ich von diesem Modell, das gehört mit zum Besten, was ich bisher im Maßstab 1:87 gesehen habe. Ich hoffe, der Masterbauer dieses Modells setzt die Baureihe fort – und hoffentlich auch mit den dazugehörigen "Anhängseln" in derselben Qualität! Träääuuummm...!!!

Mein Urteil zu diesem Modell: Höchst empfehlenswert!

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Eine große Zahl, z.T. filigranster Bauteile fallen aus den Tütchen der Verpackung. Alle Teile sind absolut sauber und fehlerfrei gegossen.

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Hier einige wesentliche Bauteile. Das Reifenprofil ist wenig ausgeprägt und entspricht nicht dem Vorbild. (Anmerkung des HM:"das gehört mit zum Besten, was ich bisher im Maßstab 1:87 gesehen habe"?)

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Das Fahrerhaus provoziert zur Nachbesserung der Innenausstattung. Die Feinheiten des Pritschenaufbaus sind leider auf dem Foto nicht zu erkennen.

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