Blick in den Kasten: APE von United Fun

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Heinz Peters
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Blick in den Kasten: APE von United Fun

Beitrag von Heinz Peters »

Herzlichen Dank an Heinz Peters für die Gastbesprechung.

CM-87077 A.P.E. Fuchs 4x4

UVP: EUR 29,90

Kürzlich neu erschienen aus dem Hause 'United Fun Hobbymodellbau' ist der SHM-Bausatz des Amphibischen Pionier Erkundungsfahrzeugs (APE) der Bundeswehr. Das Modell gibt ein Vorbild wieder aus der Zeit der Entwicklung der KFZ-Folgegeneration der Bundeswehr in den späten 1960er und den 1970er Jahren und wurde also parallel zu MAN Kat I, Spähpanzer 8x8 Luchs und Transportpanzer 6x6 Fuchs entwickelt. Ebenfalls sollte auch Transportpanzer 4x4 und ein Spähpanzer 4x4 entwickelt werden.

Die zunächst euphorisch großzügige Planung der Folgegeneration, für deren Entwicklung das sog. Gemeinschaftsbüro (GB) gegründet wurde (ein Planungsstab, in den Entwicklungsingenieure mehrerer beteiligter Firmen entsandt wurden), wurde aber immer weiter zusammengeschmolzen, da klar wurde, daß die erforderlichen Produktionskosten für solche Fahrzeuge nicht realisierbar sein würden. So verzichtete man z.T. auf ursprünglich geforderte Fähigkeiten von Baureihen (z.B. Schwimmfähigkeit und ABC-Schutzbelüftung der KAT I-LKW), z.T. wurde aber auch auf ursprünglich geplante Entwicklungsmuster ganz verzichtet.

Während die Entwicklung des Spähpanzers 4x4 und des Tranportpanzers 4x4 schon recht frühzeitig eingestellt wurde, so daß keine Baumuster gebaut wurde, entwickelte man das APE bis hin zur Erstellung fertiger Fahrzeuge, die auch erprobt wurden und die die an sie gestellten Anforderungen voll erfüllten. Dennoch wurde auch diese Entwicklung aufgegeben, so daß dieser Fahrzeugtyp nicht über den Prototypenstatus hinauskam.

Auffallend ist die Ähnlichkeit mit dem Transportpanzer Fuchs, für den ursprünglich ja auch eine 4x4-Variante entwickelt werden sollte, auf deren Realisierung aber auch verzichtet wurde. Mehr als die äußere Ähnlichkeit und einige gemeinsame Bauteile der gesamten KFZ-Folgegeneration haben das APE und der Fuchs aber nicht gemein, denn das APE war eine von vornherein geplante, völlig eigenständige Entwicklung und keine Ersatzentwicklung für den in der Planung aufgegebenen TrspPz 4x4, wie an anderer Stelle behauptet wird! Als einziges Fahrzeug der KFZ-Folgegeneration war das APE mit einer Reifendruckregelanlage ausgestattet, was einer Weiterentwicklung der 'Einheitsachse' bedurfte.

Nun zum Bausatz, der 'helles Licht und auch ziemlich viel Schatten' aufweist. Die einigermaßen überschaubare Anzahl der teils sehr filigranen Bauteile wird an den Gußblöcken geliefert. Der Guß ist einwandfrei. Luftblasen und Fischhäute habe ich keine vorgefunden.

Was sofort ins Auge sticht, ist der sehr unschöne Umstand, daß die ganze Fahrzeugwanne, und somit auch insbesondere die Fahrerkabine, im Vollguß ausgeführt ist. D.h. die Fenster sind ganz einfach zugegossen! Fensterscheiben mit Durchsicht is nich! So etwas ist m.E. nicht mehr zeitgemäß! Die Hecktüren können offen dargestellt werden, wenige Millimeter hinter der Türöffnung beginnt aber schon wieder der Vollguß. Ergibt das einen Sinn?

Nächster Minuspunkt sind die dicken Angüsse der Räder, die 'pratschdich' mitten auf dem Reifenprofil sitzen. Diese Machart sollte doch eigentlich zwischenzeitlich auch 'aus der Mode gekommen' sein! Zahlreiche andere Hersteller beweisen jedenfalls, daß das auch anders geht! Da das Reifenprofil aber nur eine geringe Tiefe hat, die im Vorbild bogenförmig verlaufenden Reihen der Profilblöcke des Michelin-Profils hier aber einfach begradigt wurden und ohnehin das Reifenprofil etwas 'handgeschnitzt' wirkt, sollte man es, nach dem Entfernen der Angüsse, doch auch 'nachschnitzen' können.

Mit der Wiedergabe der Achskonstruktion und –aufhängung hat man sich wirklich Mühe gegeben, dann aber leider doch etwas vorzeitig aufgegeben. Die Achsen mit Federung und Stoßdämpfern sind sehr schön nachgebildet, die Achsführungs-Lenker zur Aufnahme der an den Achsen auftretenden Längs- und Querkräfte filigran dargestellt, - leider aber nur für eine Achse vorhanden! Bausatzseitig sind drehende Räder nicht vorgesehen. Die Achsen sind aber dick genug, um durchbohrt werden zu können!

Der dicke Angußblock unter dem Fahrzeugbug erfordert sehr viel Sorgfalt bei seiner Entfernung. Dessen untere Kante fluchtet nämlich mit den Befestigungspunkten für Schleppösen auf gleicher Höhe!

Leider liegt dem Bausatz kein Bauplan bei. Da von diesem Fahrzeugtyp nur ein Exemplar überlebt hat (wieviele wurden überhaupt gebaut?), ergibt auch die Recherche im Netz nur ein unzureichendes Ergebnis. Fotos von der Waffenlafette, die m.W. auch bei keinem anderen Bw-Fahrzeug vorkommt, habe ich nicht gefunden, ebenfalls nicht von der Fahrwerkskonstruktion. Im letzteren Falle ist das Problem aber weniger bedeutend, da die Fahrwerkskonstruktion systemisch identisch ist mit den anderen Fahrzeugen der Folgegeneration. Und dazu gibt das Netz genug her. Dennoch dürfte der eine oder andere Problem damit haben.

Obwohl das Geschützrohr der MK 20mm Rh 202 sauber und sehr fein gegossen wurde, werde ich es durch ein gedrehtes Messingrohr ersetzen.

Fazit: Wie bereits oben geschrieben, ein Bausatz mit 'hellem Licht und auch ziemlich viel Schatten', der mich nicht so wirklich ganz zufriedenstellt. Manche Mängel kann man sicherlich beseitigen, aber der Mangel der Vollguß-Fahrerkabine bleibt! Für Anfänger des Resin-Modelbaus ist dieser Bausatz sicherlich m.E. nicht geeignet. Unverzichtbar ist das Modell aber für diejenigen, die auch die Entwicklungsgeschichte der KFZ-Folgegeneration der Bw mit 'Rad' und 'Kette' im Modell darstellen wollen. Und da gibt's für Modellhersteller auch noch 'ne gaaanze Menge zu tun! So ein Kat I-LKW-Prototyp mit Schwimmpritsche wär doch mal n' Ding. Vorbildfotos gibt's zur Genüge in einem entsprechenden Tankograd-Heft. Mit weiteren Fotos könnte ich dienen.

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Die Anzahl der Bauteile ist übersichtlich, leider fehlen aber ein paar! Die Gußqualität ist sehr gut.

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Der m.M.n. größte Mangel dieses Bausatzes ist die hier gut sichtbare Vollgußkabine. Mit dieser Art von Luken und auch der Hecköffnung kann ich auch nichts weiter anfangen, als die Deckel/Türen draufzukleben. Die Radfelgen sind sehr schön und vorbildgerecht nachgebildet, die Reifen dafür deutlich weniger. Dieses 'begradigte' Michelin-Reifenprofil kenne ich eigentlich nur aus Revell-Bausätzen deutlich größerer Maßstäbe, welches ich dort umgehend durch vorbildgerechte Erzeugnisse aus Kleinserienproduktionen ersetzt habe! Die Angußblöcke decken fast die Profilbreite ab.
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