Nord Noratlas von Heller

Antworten
Benutzeravatar
Andreas Kaluzny
Beiträge: 334
Registriert: So 21. Dez 2014, 21:33

Nord Noratlas von Heller

Beitrag von Andreas Kaluzny »

Ich komme jetzt endlich mal dazu, die Entstehung der Noratlas von Heller hier zu dokumentieren. Die Leser von
MO87 werden die Bilder schon kennen, für alle anderen hier jetzt die einzelnen Schritte.

Das Modell von Heller ist schwierig zu bekommen, mit viel Geduld ist mir ein Bausatz in den USA vor die Maus
gekommen. Und das ganze zu einem leidlich angemessenen Preis. Die Maßstäblichkeit ist okay, nicht sklavisch
1:87, aber annähernd. Genaue Maße hab ich in dieser Tabelle zusammengefaßt. Die Länge ist ~1:86, die Breite
~1:85,5.
Der Bausatz liefert auf Packung und Anleitung keine Maßstabsangabe. Artikelnummer ist L 710. So sieht die Packung aus.
*KLICK*

Bild

Das Modell sieht klappbara Fahrgestelle vor, die ich aber nicht realisiert habe, da sonst durch die Cockpitverglasung
hindurch die Fahrgestellaufhängung zu sehen wäre, was ich nicht wirklich spannend fand. Der Hellerfleger ist ein
Schlichtmodell mit einigen trickreichen Komponenten, um einen Spieleffekt zuerzeugen. So sind auch die Heckklappe
und eine Seitentür schwenkbar ausgeführt. Auch das habe ich nicht umgesetzt.

Ich habe das Bugfahrgestell gekürzt, eine Bodenplatte für das zukünftige Cockpit eingeklebt und das Fahrgestell dort
fixiert. Es werden auch hier wieder einige 1/87-Kilos unterzubringen sein, um die Maschine vorn auf den Boden zu bringen.
Mit der Radaufhängung habe ich auch gleichzeitig alle inneren Stabilisatoren für Rumpf und Türen etc. entfernt.

Bild

Bild

Bild

Bild

Bild

Bild

Bild

Das Bugrad ist fast fertig. Bevor es endgültig eingebaut wird, bekommt es noch einen Stoßdämpfer für das untere
Gelenk. Der Neubau war notwendig, da Heller dem Modell vorn ein Zwillingsrad spendiert hat, für das ich nirgends
ein Vorbild gefunden habe und die Bundeswehr-Maschinen nach meinem Bildmaterial nicht hatten. Weiß der Himmel,
wo sie das abeguckt haben.

Bild

Bild

Die Passgenauigkeit des Modells stellt schon eine enorme Herausforderung dar. Die Seitenrümpfe sind innen
und an den Rändern mit einigen kleinen erhabenen Kreisen oder Kreissegmenten übersät, die ungefähr 1-2/10mm
auftragen und alle einzeln abgeschliffen werden müssen, um die Hälften bündig zusammenzubekommen. Das sind
sie aber dann trotzdem nicht, was bedeutet, daß die Klebekanten komplett gespachtelt werden müssen.

Dazu kommen noch die Ausbuchtungen außen, die dem Spielansatz des Modells geschuldet sind, unter der aber
die Originalität leidet. In den Beulen sind innen die Fahrgestelldrehschenkel und die Aufnahmen für die Fahrgestellklappen
untergebracht. Also ausspachteln und wegschleifen. Die Hauptfahrwerke sind ebensolche Phantasieprodukte wie
das Bugfahrwerk. Auch die Hauptfahrwerke sind versenkbar vorgesehen. Nettes Gimmik, aber modellbauerisch
kontraproduktiv. Ich habe nur den Hauptstamm verwendet und die Aufnahmen komplett neu erstellt.

Bild

Bild

Bild

Bild

Das erste Hauptfahrwerk ist fast fertig. Sieht in etwa so aus wie das Original. Es kommen
noch zwei Stützstreben dran, die aber erst bei der Fixierung im Fahrwerksschacht angebracht
werden. Das Original nochmal zum Vergleich. Auch die Radaufhängung ist stark vom Original
abweichend, weil diese doppelte Abwinklung nicht vorbildgerecht ist. Das habe aber so gelassen,
da mir alle eingefallenen Lösungen nicht behagten.

Bild

Bild

Bild

Bild

Nächster Schritt sind die Tragflächen und die Seitenrümpfe. Auch hier Spaltmaße und Niveauunterschiede im Bereich
1 - 5/10 mm. An den vorderen Rundungen der Tragflügel waren es 2/10 Niveauunterschied und 5/10 Spalten.
Die verschwenderisch auf dem Rumpf und den Tragflächen angeordneten Nieten sind damit Geschichte.

Das Seitenruder am Seitenleitwerk ist auch als bewegliches Teil konzipert worden, sogar mit einigem Sinn und Verstand.
Um zu verhindern, daß das Ruder einen 90° Winkel annehmen kann, ist am Ruderteil eine Sperre angebracht, die innen
an den Rumpfseiten anstößt.
Da ich die Beweglichkeit nicht will, habe ich das Teil in zwei Stücke zerschnitten und die Aufnahme entsprechend größer
gefeilt, weil man durch die Spalten ausgewachsene Wildsäue hätte durchtreiben können.

"Passgenauigkeit" ist auch an den Tragflügeln und den Seitenrumpfteilen eher ein Fremdwort. Zudem ist noch ordentlich
Spannung auf den Teilen. Drückt man sie aneinander, sieht man, daß hier auch noch einiges an Spachtelmasse verschwinden
wird. Genauso verhält es sich an den Motorabdeckungen. Nachdem ich die formbedingten Unsauberkeiten und Überstände
weggeschliffen habe, war zu erkennen, daß auch dort noch einiges auszugleichen ist.

Bild

Bild

Bild

Bild

Bild

Bild

Bild

Bild

Ohne Worte ! #-o

Original

Allerdings Ist es wohl nicht mehr sinnvoll, in den sozialen Medien einen Shitstorm loszutreten ? Bild


Bild

Bild

Bild

Bild

Bild

Bild

Bild

Das Höhenleitwerk ist eingeklebt und verspachtelt. In den Fahrwerkschächten kamen ein paar Verkleidungen
dazu, damit die Schächte nicht wie die Untiefen des Bermuda-Dreiecks wirken.

Die Gesamtaufnahme vermittelt eine ungefähre Ahnung von der Größe dieses Monstrums. Eine Abstellfläche muß ich erst noch suchen.

Bild

Bild

Bild

Bild

Der vordere "Fahrwerksschacht", der eher einem Scheunentor gleicht, benötigt auch einige kosmetische
Anpassungen. Zunächst mußte ich die Abdeckung mittels Wärem in die richtige Rundung bringen.
Offenbar gibt es Unterschiede zwischend er deutschen und französischen Version. Alle deutschen Maschinen
haben auf dem Boden die Hauptklappen vorn geschlossen, alle französischen Maschinen geöffnet.

Bild

Bild

Bild

Bild

Die Instrumententafel im ersten Fertigungsschritt. Noch etwas Spachtel für die Schubhebelaufnahme
und dann kann der Instrumentenblock eingesetzt werden. Cockpit paßt auch.

Bild

Bild

Bild

Bild

Bild

Die Pilotensitze sehen im ersten Schritt noch wie Betstühle im Kloster aus, aber das wird noch.
Das Wegschleifen der Niveauunterschiede an den Triebwerksgondeln allerdings war eine Herausforderung.
Motorgondel im Querschnitt = Kreis, Seitenrumpfteil hinter Motorgondel im Querschnitt = Ellipse. Das
hinzumodellieren hat Nerven gekostet.

Bild

Bild

Bild

Bild

Bild

Bild

Bild

Bild

Das fertige Cockpit im Rohbau ohne Farbe.

Bild

Am Bug sind die letzten Fenster- und Scheinwerferöffnungen gefräst und ein falsches Fenster wieder verschlossen,
Hauptfahrwerk ist verklebt und eine erste Stellprobe zeigte, daß ca. 5 kg Gewicht in den Bug müssen, damit der
Bodenkontakt bekommt. ;)
An das Hauptfahrwerk kommen, wenn es getrocknet ist, noch zwei Streben zur Stabilisierung. Eine nach vorn und
eine seitlich angebracht. Man sieht jetzt aber schon, was es mal werden wird. Ich war verhalten optimistisch.

Bild

Bild

Bild

Das fertige Fahrwerk. Die Gewichtsprobe ergab: 45 Gramm sind notwendig, um die Maschine vorn auf dem Boden zu halten.

Bild

Bild

Das Cockpit hat Farbe und die Heckfenster in der Klappe sind eingefräst. Für den Landescheinwerfer vorn in
der Bugspitze habe ich eine Verkleidung geschnitzt.
Mit dem Makro sieht man dann auch die Stellen, an denen immer noch nachgemalt werden muß. :?

Beste Grüße
AKA

Bild

Bild

Bild

Bild

Bild

Gewichtsfragen. Insgesamt 45g "flüssiges" Gewicht ist mächtig viel, wenn man es so in der Schale sieht. Ich habe es strategisch
günstig verteilt, der Rest folgte, nachdem die Hälften verklebt waren. Die Stellprobe hat ergeben, daß die Gewichtsverteilung erfolgreich
war.

Auf 1:1 umgerechnet müßte der Vogel jetzt aus der Luft unangespitzt in den Boden rammen. Soviel Klappen kann man dem gar nicht geben,
daß der noch Auftrieb entwickelt bei dem Gewicht. Ich schätze, der ganze Bausatz hat nicht soviel gewogen. :)

Was die Verteilung angeht: Je weiter vorn, desto weniger Gewicht ist notwendig. Die Probe hatte 40 Gramm an der Bugspitze ergeben.
Da das Gewicht nicht direkt vorn anlag, sondern etwa einen bis zwei Zentimeter weiter hinten, habe ich mich an die Hebelgesetze erinnert
(war vor dem Krieg mal Gegenstand meines Physikunterrichtes) und noch 5 Gramm zugelegt. Der Vogel bringt jetzt insgesamt 113g auf die
Waage und steht wie eine Eins.

Wenn mich meine Mathekenntnisse nicht im Stich lassen (hatte ich je welche ??), dann sollte dieser Wert mit 87³ multipliziert werden, um ein
Äquivalent zum Vorbild zu bilden. Das Ergebnis wäre ~ 74.000 kg, was in etwa das fünffache des Originalgewichtes ausmachen würde. :shock:

Bild

Bild

Bild

Bild

Bild

Erster Lackiervorgang. Gelboliv als Grundlage, dann einen Grauton von Humbrol, den ich dann nochmal mit Teerschwarz überhaucht habe, damit
er nicht ganz so sandfarben aussieht. Die Originale sind teilweise deutlich stärker getrennt in den Farben, das wollte ich mir aber nicht antun,
dazu hätte ich entweder abkleben oder pinsellackieren müssen (wie bei der F4). Deswegen diese etwas individuelle Lackierung.

Die Fenster sind entweder mit Maskol bestrichen oder an den Stellen, dan denen ich selbst Fenster geschnitten habe, mit Kristal Klear verschlossen.

Bild

Alle Abklebungen entfernt, leider sind mir zwei Bullaugen nach innen gepurzelt, die muß ich jetzt auch flüssig verglasen. Die Tagesleuchtfarbe ist
recht bescheiden zu pinseln. Ich habe Lichtgrau vorgestrichen, dann eine erste Schicht Rot, die sich teilweise mit dem Lichtgrau vermischt hat
(Revell löst Testors, hätte ich nicht gedacht) und habe dann eine zweite Schicht Rot nachepinselt, was letztendlich zu dem gewünschten Ergebnis
geführt hat.

Bild

Der übliche Endspurt mit Antennen und dergleichen. Die beiden Staurohre (?) vorn sind Spitzen von Stecknadeln. Unter dem Makro sieht die Lackierung
sehr unsauber aus. Mit bloßem Auge und Brille wirkt es wie gewollt. ;)

Bild

Bild

Alles auf Empfang. Für die Verspannung über den Tragflächen habe ich zwei Fäden mit einer Schlinge umfaßt und mit Sekundenkleber verklebt. Nachdem alles
getrocknet war, habe ich das auf Passung geschnippelt. Von der Klebestelle habe ich einen einzelnen Faden zur vorderen Antenne verbunden.

Bild

Bild

Bild

Bild

Und der fertige Flieger. Ich bin mit den Bildern nur mäßig zufrieden, weil die Unterdecke doch sehr hell ist.
Ich habe noch keine Platte mit Asphalt grundiert, daher mußte ein Tischläufer auf einem Bügelbrett her, dem
ich ein Brett untergelegt habe, da der Vogel aufgrund seiner Bleizuladung in dem Schaumstoff der Bügelunterlage versank. :(

Hintergrund ist ein Netzfund von den Hangars des Luftwaffenmuseums in Gatow. Den habe ich auf DIN A 3 gezogen und
erstmal probeweise einfach in die Luft gehalten. Auch da ist noch Luft nach oben. So ein Flieger ist ja auch etwas größer
als so ein kleines Auto. ;)

Dazu das obligatorische Anflugbild mit abgestellten Motoren zur Feststellung der Segelfähigkeit im Anflug. Unsere Piloten
haben alle eine Lebensversicherung zu unseren Gunsten abgeschlossen, so daß wir diesen Stunt immer sehr gespannt
verfolgen. :mrgreen:

Beste Grüße
AKA

Bild

Bild

Bild
Zuletzt geändert von Andreas Kaluzny am Do 6. Okt 2022, 11:46, insgesamt 1-mal geändert.
Auch Spontanität will gut überlegt sein
Ralf Mackensen
Beiträge: 668
Registriert: Mo 5. Mär 2012, 20:33

Re: Nord Noratlas von Heller

Beitrag von Ralf Mackensen »

Hallo Andreas,

danke für den ausführlichen Bericht, das steht mir auch noch bevor :(

Tolles Modell!


Gruß

Ralf
Antworten