Ach ja, der Teufelswerkstoff Resin... Polystyrolstaub und -späne sind übrigens nicht weniger gesundheitsschädlich, in beiden Fällen ist die Hauptgefahr, dass sich Partikel in der Lunge einnisten und -kapseln können. Deutlich gefährlicher ist die Herstellung, denn die dabei entstehenden Dämpfe können nicht ohne sein und natürlich sollte man es weder trinken noch dauerhaft die Hände darin baden.
Ich kenne sowohl Modellbauer, die mit Maske gearbeitet haben und trotzdem früh verstorben sind als auch solche, die ohne arbeiten und sich im hohen Alter bester Gesundheit erfreuen. Wie so oft im Leben kommt es auf die Umstände an, sowohl persönliche als auch die des Arbeitsplatzes, der ja schon allein aufgrund der Verwendung von Klebern, Farben und Lösungsmitteln immer gut belüftet sein sollte.
Verarbeitungstechnisch habe ich die meisten Resinmodelle schneller entgratet, gebaut und lackierfertig als ein vergleichbares Spritzgussmodell, je mehr Einzelteile es sind, desto mehr verlängern sich natürlich auch die Vorarbeiten, aber meist proportional. Resin als Werkstoff muss man anders handhaben, da die Materialeigenschaften anders sind, aber daran gewöhnt man sich recht schnell und gerade bei den neueren Resinmodellen der letzten 10 Jahre sind die Nacharbeiten deutlich geringer als bei Polystyrol: Kaum Trennnähte, keine zu verspachteltenden Senkpunkte außen, weil innen ein Stift sitzt usw. usf.
Beide Werkstoffe haben ihren Platz, aber Resin wird für ganz neue Modelle ein Schwerpunkt bleiben, denn für viele Modelle rechtfertigen die möglichen Verkaufszahlen überhaupt nicht die Herstellung von Spritzwerkzeugen. Die Zeiten, wo man pro Jahr 20.000 Leoparden verkaufen konnte, sind vorbei und auch die Freunde von frühen Bundeswehrfahrzeugen werden geringer - viele jüngere Modellbauer interessiert nichts, was es nicht im Dreifarbanstrich gab. Und auch bei anderen ist Resin selbstverständlicher, die NEO-Modelle, die über Brekina vertrieben werden, sind auch Resinmodelle.
Was die seinerzeit bei Minitanks in Entwicklung befindlichen Fahrzeuge angeht, rate ich ab, noch zwei, drei Jahre zu warten. Der ursprüngliche Vertriebsvertrag zwischen Herpa und Minitanks läuft bald ab, dann werden wir sehen, wie, wo und in welchen Umfang es weitergeht. Klar ist aber auch, dass Modelle mit einer potentiell hohen Auflagenhöhe natürlich eher in Spritzguß verwirklicht werden als z.B. ein neuer M29 oder M44 und die Tatsache, ob vorhandene Formen ins Spiel gebracht werden können, auch eine Rolle spielen. Ein Beispiel hierzu wäre der M48A2GA2, der z.B. bei den Zurüstteilen auf den M578 zurückgreift.
Sammelgebiete: Jedem Tierchen sein Plaisierchen, ich gönne jedem alle Modelle, die es gibt, auch die, die mich nicht interessieren - der Markt kann nur durch eine gewisse Artenvielfalt überleben. Auch bei der BW gab es Ex-NVA-Fahrzeuge, die zum Teil noch einen neuen Anstrich erhielten und die in keiner Sammlung fehlen dürfen, die Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Gleiches gilt für Fahrzeuge der Erst - und Zweitausstattung (da in Sachen US- und GB-Fahrzeuge) und wenn man mal über den Tellerrand blickt, gibt es außerhalb der BW eine Unmenge höchstinteressanter Umbauten, Anstriche und Markierungen, z.T. auch auf ex-BW-Fahrzeugen. Warum mal nicht den Weg eines BMP von der NVA über die BW zur griechischen Armee im Modell nachverfolgen, das sorgt auch für Gesprächsstoff und belebt die Sammlung?
Thema Flugzeuge: Der 1/72-Markt ist auch nicht über Nacht entstanden, vorher wurde viel gebaut, das keinen einheitlichen Maßstab hatte. Hinzu kommt, dass man die Bausätze auch in Deutschland fast an jeder Straßenecke bekam, den Zeitschriftenladen mit Plastikmodellen gab es nicht nur in England. Selbst heute findet man noch wie vor 35 Jahren Bausätze im Lebensmittelgeschäft, damals war es eher Airifx, heute ist es Revell.
In ein paar Jahren wird es sich herumgesprochen haben, dass kein andere Maßstab so viele Möglichkeiten für das "Drumherum" der Luftfahrt bietet wie 1/87, denn es gibt schon alles: Eisenbahnen, Gebäude, Figuren, zivile und militärische Fahrzeuge, alles für den Landschaftsbau und und und, selbst U-Boote. Knackpunkt wird aber der Preis bleiben, für ein einmotoriges Flugzeug sehe ich momentan ein Maximum von EUR 14,90 (darunter wäre besser), für ein mehrmotoriges oder ein variantenreiches wie die F-4 Phantom eines von EUR 19,90 - ein Flugzeugkauf als Alternative für einen Panzerkauf hat bessere Chancen als einer im Gegenwert von zwei oder drei Panzern.
Von daher war der Tornado vielleicht kein glücklicher Start, auch wenn es ein tolles Modell ist, der "Normalkäufer" sieht eben eine relativ kleine Menge einzelnes Flugzeug für den Gegenwert von drei Spritzguß-Leoparden und es braucht Zeit, bis sich diese Einschätzung im Kopf des potentiellen Kunden ändern kann. Die Flugzeuge werden zunächst Beiwerk sein, bevor sie sich innerhalb der nächsten Jahre (oder des nächsten Jahrzehnts) zu einem eigenen Bau- und Sammelgebiet entwickeln werden, da heißt es, einen langen Atem zu haben und entsprechend zu planen - auch bei der Formenkonstruktion.
Minitanks waren auch nicht von Tag 1 an Verkaufsschlager und wenn die Amerikaner damals nicht Unmengen für Wargaming gekauft hätten, gäbe es sie heute nicht mehr oder mit nur zehn verschiedenen Modellen, der Markt hierzulande musste sich auch erst entwickeln.
Was Kooperationen zwischen den Herstellern angeht, gab und gibt es die schon in fast allen vorstellbaren (und auch heute nicht vorstellbaren) Kombinationen, mal glücklich, mal weniger glücklich... Da muss man sehen, was die Zeit so mit sich bringt. Vielleicht sollten alle einmal einen Schlußstrich unter die Vergangenheit ziehen, einen runden Tisch an einem netten Ort mit guter Gastronomie veranstalten und sich vorurteilsfrei, offen, aufgeschlossen und in freundlichem Umgang unterhalten, da ergäben sich womöglich völlig neue Perspektiven. Bei den Modellbauern, die auch ein ausgesprochenes Sammelsurium an unterschiedlichen Persönlichkeiten und Charakteren sind, klappt das auch und zwar sehr gut, das gemeinsame Hobby eint, auch wenn man unterschiedliche Ansprüche daran hat.
Genug meiner Weisheiten jetzt, ich habe genug zu tun und das Wochenende ist kurz.
Gruß
Jens O.